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Singapore - crazy, lah!

20. Dezember 2017


Vielfältig. Asiatische Vielfalt. Singapur war nie ein homogener Staat. Von indischen Feiern, chinesischen Tempeln bis hin zu malaiischen Traditionen ist alles geboten. Für uns Westler, speziell für mich, war die Divergenz nicht so ganz ersichtlich. In meinen Gedanken kategorisierte ich all die kulturellen Eindrücke unter der Schublade: Asiaten.
Für mich teilweise einfach super seltsam und zum Heulen komisch. Beispielsweise dürfen auf den Damen Toiletten keinerlei Geräusche gemacht werden. Nein, nicht das was ihr denkt. Man sollte am besten nicht reden, sonst kann es durchaus sein, dass ihr 20min vor geschlossenen Türen steht und es passiert auch nichts. Die können dann einfach nicht.

Arztbesuche sind auch super witzig. Die Sprechstundenhilfe, die eigentlich assistierend Tätig ist, wird dich nicht anfassen, senkt den Blick, wenn du deine Schuhe ausziehst und dich auf die Liege legst. Einen Mundschutz und drei paar Handschuhe später schließt sie ganz behutsam diese Saugknöpfe des EKGs an. „Skin so beautiful. Like doll.“ – Ich gehe mal stark davon aus, dass sie mich nicht zerbrechen wollte. Leider stand ich bei der Verteilung der Geduld absolut nicht in den ersten Reihen. Daher breitet sich langsam eine intensive Unruhe in mir aus, wenn man so super vorsichtig und langsam vorgeht.

Ordnung steht dort an oberster Stelle, also bitte sich fleißig an den Bahntüren anreihen. Nicht drängeln und auf keinen Fall der automatisierten Bahn hinterherrennen. Ein Arm, Bein und Co. könnten dabei frisch Luft extrahiert genießen. Es kommt ohnehin 3min später die nächste.

Bezahlt wird außer in Hawkern meistens mit Kreditkarte. Falls ihr dennoch bar zahlt, wird euch das Wechselgeld mit zwei Händen überrecht. Dies solltet ihr auch genau so annehmen um nicht unhöflich zu sein. Ach ja zum Thema Lebensmittel einkaufen: Plastiktütenwahn war noch nie so groß. Pro 1-3 Lebensmittel bekommt ihr, kaum zu glauben, mindestens zwei Plastiktüten. Wenn ihr tatsächlich minimal umweltbewusst seid und eine Mehrwegtasche dabei habt - verwirrte Blicke. "No bag. No, no bag." 



Als ich erst wieder zurück in Deutschland war, ist mir aufgefallen wie emotionlos die Menschen dort drüben sind. Man sieht und hört wenig Gelächter, Freude und Ärger. Das Gesicht muss ja stets bewahrt werden. Bloß nicht emotional eskalieren. Puhh mir war das ja ziemlich schnuppe, zumal ich auch mit einem viel laberndem Mundwerk gesegnet bin. Ein Spruch wie „Dicks, Dicks everywhere“, in der Mittagspause laut herausposaunen passierte mir doch öfter als gedacht. Ich hätte zu gerne gewusst was diejenigen die mich ganz verblüfft und entsetzt angeschaut haben gedacht haben. „This girl crazy, lah.“

Singlish – Sooo witzig! Ich habe zum Glück die Gabe mich an kleinen Sachen, wie lustigen Sätzen zu erfreuen. Singlish ist der Akzent von Singapuries, echt hart. Wer also sein Englisch verbessern will sollte auf keinen Fall dafür nach Singapur gehen. Wer sich allerdings schlapp lachen möchte schon. Worte und Sätze werden in der Regel so hart gekürzt sodass man nur noch vermuten kann was gesagt wurde.

Dowan > I don’t want it   
Scuse > Excuse me
Now what time? > What is the time now?

Witzig ist auch, dass sich Singapuries gerne wiederholen. Was mich ja absolut kirre macht. Ich hasse es, wenn Dinge wiederholt werden. „May I take this?“ – „Take, take, just take, take take“. Can, lah.

Also, was haben wir gelernt?
Ist dir zu heiß: “Wah lau eh, why so hot today?”
Wenn du die Toilette suchst: „Toilet where?“, denkt dran nicht zu reden, falls es dringend ist.
Wenn du ein bisschen Feilschen willst: „Eh, cheaper lah.“

Singapore - SIN City

10. Dezember 2017


Hängende Gärten, eine Lotusblume und ein fliegendes Schiff. Man könnte fast glauben, es handelt sich um eine Science Fiction Stadt ins Leben gerufen durch George Lucas oder Christopher Nolan, aber weit gefehlt. Hier geht es um das Architekturspektakel an der Marina Bay in Singapur. 

Das Marina Bay Sands (MBS) mit dem Infinity Pool sämtlicher Instagram Bilder, ist das Wahrzeichen von Singapur. Futuristisch ragt das Flaggschiff neben der Lotusblume des Art-Science Museums empor. Die drei Hoteltower bieten eine glitzernde Highend Mall mit – Achtung – eigenem inside Fluss? Ja! Man kann einfach im Untergeschoss für nicht zu wenig Geld, auf ein kleines Boot und sich durch die riesige Mall paddeln lassen.  



Bayfront – Mein absoluter Lieblingsplatz und Treffpunkt sämtlicher Verabredungen. Neben den beleuchteten Hochhäusern am Ufer des Singapore Rivers kommt man sich samt seiner Probleme winzig vor. Ich liebe dieses Gefühl. Auf Grund der Nähe zur Airbase dürfen Skyscraper in Downtown nicht höher als 280m sein. Dann wären wir auch schon beim Thema – Dürfen. Die Liste der Dinge die im Stadtstaat nicht erlaubt sind, ist ganz schön lang und für uns nicht immer einleuchtend. Leben am Limit – Kaugummi kauen. Dem Ruf der saubersten Stadt der Welt alle Ehre machend, ist es einem nur gegen Rezept erlaubt Kaugummi zu kauen. Hast du  S$ 500 zu viel so kannst du dich dieser ziemlich schnell entledigen. Müll auf den Boden schmeißen, auf einer öffentlichen Toilette nicht Spülen, nackt rumlaufen oder in der MRT essen oder trinken! Das härteste can not. Ist es nicht natürlich bei heißen Temperaturen die Wasserfalsche auszupacken und einen großen Schluck zu nehmen? Wenn ich mal wieder besonders rebellisch sein wollte, hab ich an meinem frischen Mango Juice genippt, eher aus Versehen. Denkt ja nicht daran die stinkende Durian-Frucht in die MRT mitzubringen - Todesstrafe steht dort auch noch weit oben auf der Agenda. An alle Raucher: In der Öffentlichkeit darf nicht geraucht werden, nur in ausgeschilderten Raucherzonen. 



Naja, kommen wir wieder zurück zum Thema. In jedem Touriführer: Gardens by the Bay. Leider war ich dort viel zu selten. Unabhängig von dem riesigen wunderschönen Garten, fand ich die musikalische Lightshow besonders faszinierend. Als die Filmmusik von meinem Lieblings Disneyfilm Ariel kam, gefolgt von meiner Lieblings Filmmusik Pirates of the Caribbean und das in Mitten einer traumhaften Kulisse, bin ich selbstverständlich dezent ausgerastet. 

Fahrradfahren im East Coast Park mit anschließendem Brunch mit Blick auf Meer und Skyline hat definitiv auch etwas Goodlife-mäßiges. Drachensteigenlassen am Marina Barrage oder durch die Anlage mit dem gemieteten E-Scooter brettern definitiv auch.
Sonntage wurden überwiegend am Pool verbracht, denn so gut wie jedes Condo hat mindestens einen. Man mag vielleicht denken, dass dieser an einem warmen Sonntag maßlos überfüllt ist – ist er aber nicht. Asiaten wollen nicht braun waren und wenige können schwimmen (und wenn sie es können sieht es unheimlich witzig aus)  - Arschbombe! Und niemand wird nass. 



Auf Santosa hatte es mich auch ab und an verschlagen. Im Tanjong Beach Club gönnte ich mir die ein oder andere Kokosnuss während DJs für die richtige Deep House Musik sorgten. Leider gehört man nicht der High Society an, wenn man ungeschminkt und nur zum Chillen und nicht zum Flirten dort ist.

Außerhalb Downtowns entdeckten wir das Timbre+ ein upgegrateter urbaner Food Court. Ein Ort an dem Live-Musik deine Seele füttert und verschiedene Gerichte den Magen und all das zu erschwinglichen Preisen. Das Highlight sind auf jeden Fall tanzende Rentner. Unendlich süß! 




Treffpunkt für entspanntes eskalatives „Nur-einen-Trinken“ ist Clarke Quay. Ein historisches Wahrzeichen am Singapore River und dem Central Business Destrict, mit unzähligen Clubs und Restaurants mit wunderschöner Aussicht. Da hat man oft vergessen wie viele Becher schon gekippt wurden. PS: Ein 7eleven ist in der Nähe.




Wer "1001-Nacht-Feeling" erleben möchte, muss auf der Arab Street einen Spaziergang machen und sich natürlich erst mit persischem Essen vollstopfen um gemütlich zur Masjid Sultan Moschee zu rollen – traumhaft schön. Bazar Feeling gibt es dann bei Bugis.




Chinatown ist besonders auf Touristen ausgelegt. Es fühlt sich einfach nicht authentisch an. Dann lieber in den People's Park Complex in Chinatown gehen und einen Mala Hotpot im versifften Hawker genießen, während einem die Füße am Boden kleben bleiben. Das meine ich absolut Ernst! Falls ihr einen Tisch reservieren wollt, dann behaltet euer Handtuch in der Tasche und lasst stattdessen euer Handy, Geldbeutel, Handtasche oder Regenschirm auf dem Tisch. Das ist auch mein vollster Ernst! Singapur ist die sicherste Stadt der Welt. Niemand kann dort etwas mit Diebesgut anfangen auch nicht in mitten von Chinatown.  

Singapore - nice, lah!

4. Dezember 2017


Im Alltag festgefahren, gelangweilt von der Masterarbeit, demselben Job, den gleichen vier Wänden und abhängig von Entscheidungen Dritter, stöberte ich im Newsletter der Bosch Community. Ob ich etwas gezielt gesucht habe? Nein. Ob ich etwas gefunden habe? Ja! Ein neues Abendteuer, neue Impulse, neue Freunde und letzten Endes ein großes Stück von mir selbst. 

So gut wie fertig mit dem Theorieteil meiner Masterarbeit entschloss ich mich für ein sechsmonatiges freiwilliges Auslandspraktikum bei Bosch in Singapur. Der Faktor Bosch, solide, konventionell, gab mir das Minimum an Sicherheit das ich brauchte um mein Leben in Deutschland still zu legen und ein anderes in Singapur zu aktivieren. On/Off. Bis zur letzten Minute dachte ich wirklich noch, ich kneife. Wieso Singapur? Wieso nicht. Keine Jahreszeiten, ständig warm, mehr westlich als asiatisch und es wird englisch gesprochen. Das waren die Auswahlkriterien, die ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte.

Nach einem holprigem Start und einem verpassten Zwischenflug fand ich mich zehn Stunden später wieder in Frankfurt, obwohl ich Stuttgart-Belgrad-Abu Dhabi-Singapur fliegen sollte. Im Lufthansa Direktflug FRA-SIN und einer fießen Magenverstimmung kam ich statt 16h, 32h später in Singapur an. Ohne Internetzugang, Orientierung und kurzer Hose drückte mit die Schwüle die Kehle zu.
19. Stock, Pool und 8 statt 3 Mitbewohnerinnen empfingen mich mit neugierigen Blicken, samt prägnantem chinesischem Duft. „Water, lah?“ – „Ehmm.. a glas of water would be lifesaving, if that is what you mean.” Singlich – eine Sprach für sich. 

Nach einer Dusche, WiFi Passwort und mit Screenshots der Route zum nächsten 7eleven bewaffnet, verließ ich die ersten erschlagenden Eindrücke meines neuen Lebens. Auf der Suche nach einer SIM-Karte und nem Berg essen, ging ich an einem Hawker vorbei. Hawker, die arme Variante von Food Courts. Hygienestandard A bis C, dampfend, miefend, laut und alle starren einen an. Weird. Singauries sind ja besonders stolz auf die reichliche Auswahl ihres Essens, international und so.
Für jemanden der kein scharfes Essen isst, sehr wenig asiatisch und von Fleisch auch nicht immer so angetan ist, war das Problem größer als gedacht. Naja, das würde auch bedeuten, dass man im Ausland nicht zu nimmt, was in der Regel der Fall ist. Andere Umwelt, anderes Klima, andere Zyklus – der Körper befindet sich im Stress und klar, erstmal Fettspeichern. Man könnte ja abschmieren. Klar. Logisch. Trotz schwimmen und sporteln hab ich 4 Kg mehr mitgebracht. 

Das Wochenende vor dem ersten Arbeitstag traf ich mich mit einer Mitreisenden, die das gleiche Problem mit dem Hinflug hatte wie ich. Hinter mir erzählte sie ihrer Mutter am Telefon das Drama. Ich drehte mich um: „Hey, das ist meine Story!“ – Der Beginn einer Freundschaft.

Angestrengt von den vielen Eindrücken des neuen Lebens, trat ich meinen ersten Arbeitstag an. Absolut davon überzeigt etwas Besonderes zu sein, so als deutsche Prakti, arbeitend für ein deutsches Unternehmen in Singapur. Ganz klar. 8:30 Uhr, ich und 20 andere deutsche Praktikanten. Falsch gedacht.

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