7:30 Uhr, aufwachen, nach dem Smartphone touchen,
Nachrichten lesen, Instagram öffnen und das ewig scrollen beginnt. Doch was
wird uns gezeigt? Je nachdem wem man so folgt und für was man sich
interessiert, setzt sich unser Feed aus Fashion-, Beauty-, Lifestyle-, Travel-,
Fitness- und Memeblogs zusammen. Eine Bild- und Videoflut von Welten die immer
besser erscheinen als die eigene. Die angesagteste Tasche, der neuste Kylie
Lippenstift, übelst leckere Fitnessshakes, unendlich viel nackte Haut, sich
räkelnde Models, Interiorglanzstücke und natürlich ganz viele Hände mit schönem
Nagellack. Erschlagen von Unboxing, Shopping-Hauls, Rabatt-Codes und How-Tos
wird uns ein absolut ungesundes Konsumverhalten vermittelt. Es geht eben nicht
darum immer billiger, mehr und öfter einzukaufen und schon gar nicht geht es um
68 Fassaden schminken in 6 Stunden.
Was meines Erachtens nach oft vergessen wird ist, dass
Blogger dafür bezahlt werden dir die übelst neue nice Cluse oder Pawl Haulotte Uhr in einem netten Bild zu präsentieren – Das
sind stink normale Uhren mit einem Lederarmband – 17 davon brauchen wir nicht.
Unterm Strich sind wir also nicht schön, schlank und posh
genug. Was?! Du warst noch nicht auf Bali und hast dich nicht täglich mit
touristenfeindlichen Indonesiern die sich als Balinesen vorstellen
rumgeschlagen und #lovebali getagged? Ja ne, dann zählst du nicht zu der
„Mein-Garten-ist-grüner-als-deiner-High Society“. Eben nicht. Wir wollen gar
keinen Garten.
Alles was wir zu sehen bekommen, dazu zähle ich mich gewiss auch, sind Snapshots von einer, aber auch nur einer Fassette des Lebens von jemandem. Wir kennen sie dadurch nicht. Uns wird gezeigt, was uns gezeigt werden will. Jeder hat die freiwillige Entscheidung darüber was preisgegeben werden soll. Endlose Bürotage, Müllraustragen, Toilette schrubben, all das ist nicht High Life tauglich, gehört eben auch dazu. Aber wo sind die Posts? Dann noch die unendlichen Tabuthemen Emotion, Krankheit, Beziehung. All das was Menschen wirklich interessiert und Tiefe weckt wird eben nicht generalisiert und der Masse vorgespielt. Die, die sich das tatsächlich trauen, weil, weil halt, werden verpönt. Zu viel will man ja dann doch nicht wissen. Ein vollständiges Bild einer Person erhält man nicht mal wenn man sich schon Ewigkeiten kennt.
Instagram bietet eine Plattform für Selbstinszenierung und Empfehlungsmarketing. Die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne von Konsumenten liegt bei 8 Sekunden. Weniger als ein Goldfisch. Wie repräsentativ eine Studie über die Aufmerksamkeit von Goldfischen ist, weiß ich zwar nicht, aber dass wir Menschen ziemlich dämlich sind obwohl wir doch schon so viele Jahrhunderte evolutionieren - Ja, das weiß ich. Lasst euch einfach nicht verrückt machen. Ihr braucht all diese Hyps und Sachen doch nicht um ein glückliches Leben zu führen. Selbst wenn man einen Nacktmulch 4 Stunden schminkt sieht er aus wie ein Model beim nächsten Make-Over eines Beauty-Bloggers. Hierbei fällt mir auf, dass der Term „Beauty“ überhaupt nicht mehr in den Kontext passt. Schönheit ist rein und nicht aufgemotzt.
Warum denken wir also dass wir all das brauchen? Weil wir vertrauen und meinen eine emotionale Bindung zu der Person die uns all das andreht zu haben. Willkommen im Marketing von heute, sagte die Marketing and Communications Managerin.
Macht worauf ihr Lust habt, wann ihr Bock drauf habt, wie
lange euch bliebt, mit wem ihr lustig seid, wo auch immer ihr gerne sein wollt.
Moralpredigt Ende.